Achillessehnenriss

Achillessehnenruptur

Ob ein Achillessehnenriss operiert oder konservativ behandelt wird, hängt einerseits davon ab, wie weit auseinander die Rissenden liegen, andererseits von den Bedürfnissen des Patienten. Unumgänglich ist in beiden Fällen die mehrwöchige Ruhigstellung des Sprunggelenks in Spitzfussstellung, um die Sehne zu entlasten. Frühestens nach 3 Monaten darf man wieder auf dem Sportplatz stehen. Dann bietet eine Achillessehnenbandage Unterstützung, um erneute Verletzungen vorzubeugen.

Ursache Achillessehnenriss: Abrupte Überbelastung

Bisher ist man immer davon ausgegangen, dass eine Sehne nur nach vorgängiger Degeneration reisst. Die Sehne also durch Entzündungen und Mikroverletzungen durch immer wieder auftretende Überbelastungen geschädigt wird, bis sie auf den Grund der degenerativen Veränderungen bei einer alltäglichen Belastung reisst. Eine neue Studie widerspricht diesem Erklärungsversuch.

Vielmehr geht man heute aufgrund histologischer Untersuchungen und mechanischen Experimenten davon aus, dass die plötzliche Belastung der Sehne mit voller Kraft in einer ungünstigen Stellung zum Reissen der gesunden Sehne führt. Diese „exzentrische Muskelkontraktion“ tritt etwa beim Sprint auf, oder wenn man mit der Ferse unerwartet in eine Kuhle tritt und die Wadenmuskulatur reflektorisch anspannt. Auch Sprünge und Landungen werden als Unfallursache beschrieben.

Achillessehnenriss beim Sport
Ein plötzlicher Knall und anschliessende Schmerzen können einen Hinweis auf eine Ruptur der Sehne sein.
Ulraschall der Achillessehne
Bei Verdacht auf einen Riss sollte der Arzt aufgesucht werden, um die exakte Diagnose zu stellen.

Wer ist betroffen?

Am häufigsten von einer Achillessehnenruptur betroffen sind Männer zwischen 30-50 Jahren. Frauen trifft es etwa fünf Mal seltener als Männer. Typischerweise ist der Patient sportlich aktiv, aber nicht sehr gut trainiert. Häufig trifft es Personen die während der Woche kaum Sport treiben und das dann am Wochenende mit maximaler Leistung kompensieren.

Rissstelle

Wenn die Achillessehne reisst, dann meist 2-6 cm oberhalb ihres Ansatzpunktes am Fersenbein. Dort ist das Sehnengewebe einerseits am dünnsten (Sehnentaille), andererseits ist die Durchblutung am schlechtesten.

Die Sehne kann vollständig reissen, oder es reissen nur einzelne Faserstränge davon.

Wann zum Arzt?

Viele Patienten hören beim Reissen der Sehne ein peitschenknallartiges Geräusch. Danach schmerzt das Bein im Fersen- oder Wadenbereich. An der Rissstelle, meist kurz oberhalb des Fersenbeins, entsteht ein Hämatom. Die Bewegungsfähigkeit ist durch den Riss oft eingeschränkt und man kann sich nur noch humpelnd fortbewegen. Das alles sind Symptome eines Achillessehnenrisses.

Als erste Massnahme sollte man die PECH-Regel anwenden, also Pause machen, Eis drauflegen, Compression erzeugen (z.B. mit einem Verband) und das Bein hochlagern. Wenn man sich etwas erholt hat, sollte man einen Arzt aufsuchen. Er kann mit verschiedenen Tests und bildgebenden Verfahren die Diagnose stellen und die passende Behandlung anordnen.

Entlastung nach Riss
Die Sehen wird mit einem Walker entlastet.
Air Walker Achillo
Bort Air Walker Achillo mit Keilen

Behandlung Achillessehnenriss

Ein Teilriss der Achillessehne wird konservativ, also ohne Operation behandelt. Eine Operation wird nur bei einem vollständigen Riss der Sehne in Erwägung gezogen. Entscheidend ist unter anderem wie weit auseinander die beiden Rissenden der Sehne liegen und ob sie sich in Spitzfussstellung berühren oder nicht. Bei Profi-Athleten, sowie bei jungen, sportlich aktiven Personen wird oft operiert, mit dem Ziel möglichst schnell wieder die volle Stabilität zu erreichen. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation wird zusammen mit dem Patienten getroffen und berücksichtig seine persönlichen Voraussetzungen und Ziele.

Konservative Behandlung des Achillessehnenrisses

Bei der konservativen Behandlung wird der Fuss für 6-12 Wochen mit einem Walker ruhiggestellt. Der Walker ist eine Orthese aus stabilem Kunststoff, die innen mit einem aufblasbaren Polster ausgestattet ist. Zusätzlich sind im Fersenbereich mehrere Keile in den Walker eingelegt, um die Ferse zu heben und so die Sehne in entlastetem Zustand ruhigzustellen. So berühren sich die Rissenden und verheilen. Nach 4-6 Wochen ist die Sehne wieder zusammengewachsen. Jetzt muss sie langsam gedehnt werden. Dazu werden die Keile nach und nach aus dem Walker entfernt, bis schliesslich alle Keile entfernt sind.

Zur Nachbehandlung setzt man eine Achillessehnenbandage ohne Fersenkeil ein. Sie massiert das Gewebe und sorgt so für eine gute Durchblutung. Anders als Walker fixieren Bandagen das Sprunggelenk nicht und erlauben alle Bewegungen. Sie liegen zudem eng am Fuss an und können unauffällig in normalen (Sport-)Schuhen getragen werden.

Bereits in den ersten Wochen beginnt zudem die frühfunktionelle Therapie. Um Kraft und Beweglichkeit wieder herzustellen, werden diese in der Physiotherapie von Beginn an trainiert.

Operation bei Achillessehnenruptur

Eine Achillessehnenruptur wird meist innerhalt der ersten Tage nach dem Unfall genäht, da sich die Sehnenenden sonst verkürzt und nur noch mit aufwändigen Operationstechniken zusammenführen lassen.

Es handelt sich um eine kurze Operation, die nicht unter Vollnarkose, sondern meist unter Regionalanästhesie durchgeführt wird.

Die Nachbehandlung der Achillessehnen-OP sieht gleich aus wie die konservative Behandlung. In den ersten 6-12 Wochen wird der Fuss mit einem Walker in Spitzfussstellung ruhiggestellt, wobei immer wieder ein Keil entfernt wird, um die Sehne langsam zurück in ihre normale Länge zu dehnen.

Wann darf man wieder Sport treiben?

Die Pause nach einer Achillessehnenruptur beträgt mindestens 3 Monate. Für manche Sportarten mit abrupten Bewegungen und grosser Belastung kann auch eine längere Pause sinnvoll sein.

Vor dem Training sollte fortan immer ausgiebiges Aufwärmen und Dehnen auf dem Programm stehen, um einen erneuten Sehnenriss vorzubeugen.

Wenn die sportliche Aktivität wieder aufgenommen wird, bietet eine Achillessehnenbandage Sicherheit. Sie regt mit einem Druckpolster im Bereich der Sehne die Durchblutung an. Die Sehne wird sanft geführt und entlastet, um Fehl- und Überbelastungen möglichst vorzubeugen.

Ausserdem fördert sie die Eigenwahrnehmung (Propriozeption) und hilft so ungünstige Bewegungen vorzubeugen. Das gibt einem die nötige Sicherheit um wieder sanft ins Training einzusteigen.


Quelle

  • Schröter Frank (2015): Kausalitätsbeurteilung nach Achillessehnenruptur; Trauma und Berufskrankheit volume 18, pages 61–68 (2016); https://doi.org/10.1007/s10039-015-0046-0

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