Hyperkyphose – Ursachen und Behandlung von Rundrücken

Hyperkyphose

Die Hyperkyphose ist eine Verkrümmung der Brustwirbelsäule nach vorne. Sie wird auch Rundrücken oder „Buckel“ genannt. Sie kann bei Personen jeden Alters auftreten und verschiedene Ursachen haben. Die Behandlung erfolgt immer zuerst konservativ. Physiotherapie, Sport und eine aufrichtende Orthese können die Fehlstellung reduzieren oder ganz beheben. Nur in wenigen Fällen ist eine Operation notwendig.

Natürliche Krümmung des Rückens

Die Wirbelsäule ist kein gerader Stock, sondern weist mehrere Krümmungen auf. Im Bereich der Brust ist die Wirbelsäule leicht nach hinten gebeugt (Kyphose), damit die Lunge genügend Platz hat. Zum Ausgleich sind die Hals- und Lendenwirbelsäule leicht nach vorne gekrümmt (Lordose). Kreuz und Steissbein bilden noch einmal eine Beugung nach hinten. Die Form der Wirbelsäule wirkt stossdämpfend beim Gehen.

Natürliche Krümmung des Rückens

Hyperkyphose („Buckel“)

Verschiedene Ursachen können dazu führen, dass die natürliche Krümmung der Wirbelsäule auf ein krankhaftes Mass ansteigt. Die Hyperkyphose ist als Rundrücken sichtbar. Abhängig von der Ursache wird zwischen verschiedenen Formen der übermässigen Krümmung der Brustwirbelsäule unterschieden.

Posturale Kyphose

Der krumme Rücken kann sowohl bei Jugendlichen, wie auch bei älteren Personen aufgrund einer muskulären Dysbalance entstehen. Etwa wenn die Bauchmuskulatur in Verhältnis zur Rückenmuskulatur viel stärker ist. Begünstigend wirken unter anderem langes, gekrümmtes Sitzen in der Schule oder im Büro. Im Alter nimmt die Stabilität der Knochen (Osteoporose), sowie Kraft und Koordination der Muskeln ab, sodass das Risiko für Fehlstellungen des Rückens, aber auch anderer Gelenke, steigt. Arthritis und Rheuma können die Verkrümmung der Wirbelsäule ebenfalls begünstigen.

Scheuermann-Kyphose

Bei Kindern und Jugendlichen kann der vordere Teil der Wirbelkörper langsamer wachsen als der hintere. Dadurch neigt sich der Rücken immer weiter nach vorne. Den Betroffenen gelingt es nicht den Rücken aufzurichten, auch wenn sie es bewusst versuchen.

Posttraumatische Kyphose

Nach einer nicht, oder nicht ausreichend behandelten Wirbelfraktur, kann die Wirbelsäule an Stabilität verlieren und verkrümmen. Brüche können als Folge eines Unfalls entstehen. Häufig ist jedoch eine Osteoporose für den Knochenabbau verantwortlich, sodass Wirbel schon durch geringe Krafteinwirkung brechen können.

Andere Ursachen

Manchmal ist eine übermässige Krümmung der Wirbelsäule angeboren, wobei sie sich erst im Teenager-Alter manifestieren kann. Betroffene leiden häufig auch an Zerebralparese oder neurologischen Erkrankungen. In der Schweiz kaum mehr ein Thema sind Kyphosen aufgrund von Mangelernährung, Vitaminmangel oder als Folge einer Tuberkulose.

Möglichst früh behandeln

Die Hyperkyphose schreitet, mit Ausnahme der Scheuermann-Kyphose, unbehandelt immer weiter voran. Dadurch kann es neben Rückenschmerzen auch zur Störung von Lunge und Herz kommen. Die Bewegungsfähigkeit im Alltag nimmt kontinuierlich ab und nicht selten isolieren sich Betroffene zunehmend von ihrem Umfeld, was eine psychische Belastung darstellt.

Kommt es zu strukturellen Veränderungen an den Wirbelkörpern, ist einer Haltungskorrektur kaum mehr möglich. Mit der Zeit kann der Rücken in der gekrümmten Haltung verknöchern. Zudem können Nerven im Rücken eingeklemmt werden. Sensibilitätsstörungen, Lähmungen oder eine eingeschränkte Funktion der inneren Organe können die Folge sein.

Behandlungsmöglichkeiten des Rundrückens

Wer vermutet an einem Rundrücken zu leiden, sollte sich unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen. Er kann die geeignete Therapie empfehlen, die sich häufig aus mehreren Anwendungen zusammensetzt. Wenn die Behandlung rechtzeitig eingeleitet wird, kann die Behandlung meist ohne Operation erfolgen und setzt sich wie folgt zusammen.

Physiotherapie

In der Physiotherapie können Patientinnen und Patienten Übungen erlernen um die autochthone Rückenmuskulatur zu stärken. Diese Muskulatur ist für das Aufrichten der Wirbelsäule verantwortlich. Zu Hause müssen die Übungen täglich durchgeführt werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

Sport

Insbesondere bei Personen die im Alltag hauptsächlich Sitzen ist Sport wichtig, um die Stabilität des Rückens zu erhalten. Nur durch regelmässiges Training lässt sich die einseitig belastete/ unbenutzte Muskulatur trainieren und eine Schwäche oder Dysbalance vermeiden. Dehnen vor oder nach dem Sport, oder auch zwischendurch im Alltag, fördert die Beweglichkeit.

Dabei gilt es zu bedenken, dass Sport nicht jungen Personen vorbehalten ist. Man kann auf jedem Niveau und in jedem Alter damit beginnen. Es gibt sogar Fitnessstudios die speziell auf ältere Personen spezialisiert sind und ein begleitetes, gesundheitsorientiertes Krafttraining anbieten. Aber auch Sportarten wie Klettern, Yoga, Schwimmen oder Rudern helfen den Rücken zu stärken und eine aufrechte Haltung zu fördern.

Grundsätzlich kann man Sport auch jederzeit ohne Hilftsmittel zu Hause oder im Freien betreiben. Das eigene Körpergewicht reicht aus, um alle wichtigen Muskeln des Körpers zu trainieren. Einige Übungen die den Rücken stärken und so einen Rundrücken vorbeugen können:

  • Superman: Liegen Sie auf den Bauch, die Arme liegen angewinkelt seitlich neben dem Kopf. Rückenmuskulatur anspannen, sodass Arme und Oberkörper vom Boden abgehoben werden. Wer genügend Kraft hat, spannt zusätzlich den unteren Rücken und den Po so an, dass die Beine angehoben werden. Fortgeschrittene strecken die Arme gerade nach vorne.
  • Diagonale Kraft: Auf allen Vieren stehen. Den rechten Arm und das linke Bein ausstrecken. Nach einigen Sekunden wieder absetzen und mit dem anderen Arm und Bein wiederholen. Wer genügend Kraft hat kann die Übung anstatt aus dem Vierfüsslerstand aus der Liegestützenposition (Plank) durchführen.
  • Basis trainieren: Für eine gesunde Haltung ist nicht nur ein starker Rücken entscheidend. Dieser „sitzt“ nämlich auf einer Basis aus Hüfte und Beinen, die das ganze Gewicht tragen. Beim Trainieren sollte man diese Basis nicht vernachlässigen. Eine sehr effektive Übung sind Kniebeugen. Dazu steht man etwa Schulterbreit hin, die Füsse sind parallel und die Zehen leicht nach aussen gestellt. Man führt mit dem Po eine Bewegung nach hinten/unten aus, als möchte man sich auf einen Stuhl setzen. Dabei bleibt der Oberkörper aufgerichtet. Langsam wieder aufstehen und mehrmals wiederholen.
  • Oberen Rücken dehnen: Knien sie vor einem Stuhl oder Wohnzimmertisch auf den Boden. Beugen Sie den Oberkörper nach vorne, sodass die Hände bei gestreckten Armen auf den Stuhl/ Tisch aufliegen. Bewegen sie die gesamte Brust nach unten, bis ein Dehnungsgefühl im oberen Rücken spürbar ist.

Orthese/ Korsett

Wenn die Hyperkyphose starke Schmerzen verursacht, oder schon etwas weiter fortgeschritten ist, können Orthesen oder Korsette helfen, den Rücken im Alltag aufzurichten. Während Orthesen meist noch einen gewissen Bewegungsumfang bieten, sind Korsette vollkommen starr.

Orthesen helfen die Wirbelsäule in ihre natürliche Form zu bringen, ohne den Muskeln dabei die ganze Arbeit abzunehmen. Durch die korrekte Haltung werden die benötigten Haltemuskeln aktiviert. Rückenorthesen helfen bei Hyperkyphose den Rücken an eine korrekte Form anzutrainieren.

Starre Korsette stabilisieren den Rücken von aussen. Die Rückenmuskulatur wird nicht mehr aktiviert und wird mit der Zeit schwächer. Harte Schalenkorsette werden heute deshalb nur noch bei gewissen Arten von Wirbelfrakturen oder fortgeschrittenen Fehlstellungen eingesetzt. Wenn immer möglich, kommt eine Orthese mit einer gewissen Bewegungsfreiheit zum Einsatz.

BraceID SpineBoard Rückenorthese

Die SpineBoard Orthese von BraceID besteht aus einer Lumbalbandage, sowie einer Kunststoffschiene für den oberen Rücken. Die Schiene ist mit zwei Alustreben verstärkt. Eine Aussparung über der Wirbelsäule, sowie Polster entlang der ganzen Schiene sorgen für einen hohen Komfort im Alltag. An der Schiene sind zwei breite Träger befestigt, die man wie ein Rucksack anlegt, um Schultern und oberen Rücken aufzurichten.

Spineboard Rückenorthese

Die Lumbalbandage gibt nicht nur der Schiene für den oberen Rücken Halt, sondern unterstützt auch die Lendenwirbelsäule. Seitliche Zügel mit Klettverschluss erlauben es, die unterstützende Wirkung individuell anzupassen.

Bort Geradehalter

Viele Personen merken schon früh, dass sie eine schlechte Haltung haben. Eingesunkene Schultern und ein nach vorne gebeugter Rücken sind erste Anzeichen für eine unzureichende muskuläre Stabilisierung des oberen Rückens. Die Wirbelsäule ist (noch) nicht betroffen. Hier hilft Sport, gezielte Kräftigungsübungen (allenfalls mit Unterstützung der Physiotherapie) und ein Geradehalter, um eine Hyperkyphose vorzubeugen.

Geradehalter sind Bandagen für den oberen Rücken. Sie haben im Rückenbereich eine mit flexiblen Stäben verstärkte Polsterplatte. Die Träger werden wie bei einem Rucksack über die Schultern gelegt. Ein Unterbrustgurt sorgt für zusätzliche Stabilität. Durch die flexible Bauweise werden die Muskeln nicht entlastet, sondern in einer aufrechten, gesunden Position trainiert.

Geradehalter zur Aufrichtung der Brustwirbelsäule und Schultern

Im Bandagenshop finden Sie neben dem elastischen Geradehalter den Bort Geradehalter Sport. Der elastische Geradehalter hat eine breite Rückenplatte und elastische Träger. Der Geradehalter Sport liegt zwischen den Schultern um die Bewegungsfreiheit der Schultern beim Sport zu gewährleisten. Die stabilen Träger sorgen für eine starke Wirkung. Lesen Sie auch unseren Beitrag „Bort Geradehalter Vergleich„.

Schmerzmittel

Eine Hyperkyphose kann sehr schmerzhaft sein. Das verleitet Betroffene einerseits dazu Schonhaltungen einzunehmen, andererseits können die Physiotherapie und der Sport dadurch verunmöglicht werden.

Schmerzmittel können die Voraussetzung für eine aktive Therapie schaffen. Nicht zuletzt helfen sie Betroffenen auch, die Lebensfreude wieder zu finden. Lassen Sie sich dazu von Ihrem behandelnden Arzt beraten.

TENS

Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) ist eine medikamentenfreie Methode zur Schmerzlinderung. Sie blockiert die Schmerzweiterleitung zum Gehirn und hält bei vielen Patienten mehrere Stunden über die Anwendung hinaus an.

TENS-Geräte sind klein und kostengünstig. Die Anwendung ist einfach und kann selbständig erfolgen. Lediglich das selbständige Anbringen der Elektroden am oberen Rücken kann schwierig sein. Die Elektroden sind über Kabel mit dem Gerät verbunden. Über wenige Tasten lässt sich die Stromstärke und Impulsform einstellen. So ist eine individuelle Therapie gewährleistet.

Operation

Bei der Hyperkyphose-OP wird die Wirbelsäule in eine normale Stellung gezogen und in dieser Stellung versteift. Viele Patienten befürchten durch die Versteifung eine Bewegungseinschränkung. Tatsächlich lässt sich die Wirbelsäule im versteiften Bereich nicht mehr bewegen. Trotzdem verbessert sich die Funktionalität, sowie die Lebensqualität. Durch die gute Haltung fallen alltägliche Besorgungen leichter und die Beschwerden in den angrenzenden Bereichen der Wirbelsäule nehmen ab.

Trotzdem wird immer zuerst mit konservativen Methoden versucht die Fehlstellung zu korrigieren. Nur wenn die Fehlstellung sehr ausgeprägt ist, sich die Schmerzen mit der konservativen Therapie nicht kontrollieren lassen, oder es zu neurologischen Ausfällen kommt, ist ein Operation zwingend nötig.