Der Kreuzbandriss (=Kreuzbandruptur) ereignet sich im Winter oft beim Skifahren, im Sommer eher beim Fussballspielen oder im Handball. Er ereignet sich bei Drehbewegungen, sowie Richtungswechseln. Da das Kreuzband für die Stabilität des Knies von grosser Bedeutung ist, muss der oft schmerzhafte Krenzbandriss unverzüglich behandelt werden.
Im folgenden Artikel erfahren Sie das wissenswerte über den Kreuzbandriss und wie sich die Therapie gestaltet.
Die Anatomie der Kreuzbänder
Das Kniegelenk weist zwei Kreuzbänder auf, das vordere und das hintere Kreuzband (auch VKB und HKB). Sie verlaufen durch das Knie hindurch und kreuzen sich dort. Das vordere Kreuzband ist am Schienbeinkopf fixiert und verläuft von vorne-unten, nach hinten-oben. An der unteren Ansatzstelle sind ebenfalls die beiden Menisken befestigt. An den Ansatzstellen ist das Band weit aufgefächert, zur Mitte hin ist es leicht spiralförmig verdreht, was das Band nahezu rund erscheinen lässt. Das hintere Kreuzband ist sehr kräftig und verläuft vom Schienbeinkopf unten-hinten zum Oberschenkelknochen vorne-oben.
Funktion der Kreuzbänder
Zusammen sind die Kreuzbänder massgeblich an der Stabilisierung des Kniegelenks beteiligt. Sie sind für die Roll-Gleit-Bewegung des Kniegelenks beim Beugen verantwortlich und halten den Gelenkkopf des Oberschenkelknochens in der richtigen Position zu den vier kleinen Gelenkpfannen des Schienbeinkopfs. Eine Überstreckung des Knies wird durch die Kreuzbänder ebenso verhindert wie ein wegrutschen des Knies nach vorne oder hinten. Drehbewegungen werden nicht verhindert aber limitiert.
Ist ein Kreuzband gerissen kommt es unweigerlich zu einer Instabilität des Kniegelenks, welche unter anderem zu frühzeitiger Abnutzung der Gelenkflächen führt.
Ursachen & Verletzungsmechanismus
Vorderer Kreuzbandriss
Kreuzbandrisse sind meist Sportverletzungen. Bei Stop-and-Go Bewegungen, im Mannschaftssport und beim Skifahren reisst das vordere Kreuzband durch Gewalteinwirkung oder durch übermässige Drehung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel. Folgende Ursachen sind typisch für die VKB-Ruptur:
- Valgus- und Aussenrotationsstress (der Unterschenkel wird in Aussenrotation zur Seite gedrängt)
- Kombinierter Varus- und Innenrotationsstruess (der Unerschenkel wird in Innerotation gegen medial gedrängt)
- Starke Rotationskräfte (Verdrehung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel)
- Extreme Abbremsmanöver
- Hyperextension und Hyperflexion
Die Verletzungen sind nicht immer auf das Kreuzband beschränkt. Je nach Krafteinwirkung kommt es zu Begleitverletzungen an Bändern, Menisken oder Knochen. Häufig handelt es sich bei der VKB um eine „non contact“ Verletzung.
Hinterer Kreuzbandriss
Der hintere Kreuzbandriss ist seltener und tritt vor allem nach Autounfällen auf oder bei sehr kontaktreichen Sportarten wie beim American Football auf.
In etwa 80% der Fälle werden neben dem Kreuzband auch einer oder beide Menisken verletzt. Das ist auf die gemeinsamen Knochenansatzpunkte der Menisken und Kreuzbänder zurückzuführen.
- Läsion des medialen Kapsel-Bandapparates
- Meniskusverletzungen (Korbhenkelrisse, longitudinale Risse, Radiärrisse)
- Kombinationsverletzungen (z.B. Unhappy Triade)
- Knorpelverletzungen
- Frakturen (unterhalb des Knorpels)
- Skifahren
- Fussball
- Handball
- Basketball
- Kampfsport
Symptome
Bei einem Kreuzbandriss schwillt das Knie schnell an, die Gelenkkapsel ist mit blutiger Flüssigkeit gefüllt. Das Knie schmerzt und ist instabil. Beim Unfall ist ausserdem oft ein knallartiges Geräusch zu hören, verbunden mit einem Schmerz. Die Instabilität des Knies macht sich normalerweise unmittelbar nach dem Unfall bemerkbar. Bei den Symptomen unterscheidet man zwischen akut und chronisch:
Akutsymptome der Kreuzbandruptur
- Starke Schmerzen (Zerreissung)
- Hörbares Geräusch
- Sicherheitsverlust beim Gehen (das Knie gibt nach)
- Flüssigkeitsansammlung im Gelenk (kann auch später auftreten)
- Hemmung von Flexion und Extension (keine echte Blockade)
Chronische Symptome
- Gangunsicherheit und Instabilität
- Häufiges Verdrehen des Kniegelenks bei normalen Aktivitäten
- Kraftverlust (folge von Schonung und reduzierter Belastung)
- Schmerzen auf der Innenseite des Kniegelenks
- Schwellungen durch Gelenkergüsse
Diagnose
Klinische Untersuchung, Bildgebung
Durch mechanische Tests kann die Stabilität des Knies geprüft werden. Das Kniegelenk wird abgetastet und dabei Schwellungen beurteilt. Die Prüfung der Seitenbänder, sowie der Menisen gehört ebenfalls zur Abklärung bei Verdacht auf eine Kreuzbandruptur. Bei sehr starken Schmerzen ist die exakte Untersuchung oft nicht möglich, sodass die Beurteilung nach einigen Tagen erfolgt (Schonung und Schmerzbehandlung während dieser Zeit). Bildgebende Verfahren werden zur Bestätigung des Verdachts auf Kreuzbandriss eingesetzt. Die grösste diagnostische Sicherheit bietet aber die Arthroskopie, wo das Gelenk von innen beurteilt werden kann. Aufgrund der ausgezeichneten Qualität der Bildgebung (CT, MRT) ist eine Arthroskopie aber nur selten nötig.
Es wird davon ausgegangen, dass der Kreuzbandriss zu selten diagnostiziert wird. Nach der Verletzung vergehen oft Monate bis die korrekte Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet wird. Bei verzögerter Behandlung kann es zu grosser Instabilität des Kniegelenks kommen, immer wieder auftretende Schwellungen gehören ebenfalls zu den Symptomen des unbehandelten Kreuzbandrisses.
Therapie
Der Kreuzbandriss kann operativ oder konservativ behandelt werden. Bei sportlichen und jungen Patienten wird oft eine operative Rekonstruktion des Kreuzbandes angestrebt, da es keine spontane Heilung gibt. Anders als andere Bänder wachsen die Kreuzbänder nicht durch Vernarbung wieder zusammen.
Bei der konservativen Therapie wird das Knie mit einer Orthese versorgt. In der Physiotherapie wird die Muskulatur gezielt aufgebaut, um die Stabilität des Gelenks zu erhöhen. Führt die konservative Therapie nicht zum gewünschten Ergebnis, kann später immer noch eine operative Rekonstruktion des Kreuzbandes durchgeführt werden.
Bandagen & Orthesen bei Kreuzbandriss
Bei der Versorgung des Kniegelenks mit einer Bandage oder Orthese wird in verschiedene Stadien Unterteilt:
- Akutversorgung nach Trauma
- Versorgung nach operativer Behandlung
- Langzeiversorgung nach Erreichen der Stabilität
- Versorgung von nicht operativ behandelten Kreuzbandrupturen
Lagerungsschiene für die Akutphase
Für die Akutversorgung eignet sich eine Ruhigstellungs- oder Lagerungsschiene. Ziel ist, das Kniegelenk zu entlasten, damit Schmerzen gelindert werden und die Strukturen nicht zusätzlich gereizt werden. Wir die Schiene über mehrere Tage getragen, ist eine Thromboseprophylaxe notwendig.
Orthese mit Schienung nach der OP
Nach der Operation des Kreuzbands, oder bei Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität nach der abgeschlossenen Physiotherapie werden stabilisierende Orthesen eingesetzt, um dem Knie Halt und Stabilität zu geben und erneute Verletzungen vorzubeugen. Das Sicherheitsgefühl wird dadurch verstärkt und das Knie leicht gestützt. Hier kommen Orthesen mit stabilen seitlichen Schienen oder Federn infrage wie folgende zwei Beispiele:
- GenuTrain S: Die GenuTrain S weist zwei seitliche Stabilisatoren auf, welche mit unelastischen Gurten fixiert werden. Seitliche Verdrehungen werden mit dieser Orthese weitgehend verhindert.
- Push med Kniebandage: Zwei seitliche Blattfeder-Scharniere unterstützen das Knie ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Unelastische, überkreuzte Bänder erhöhen die Stabilität zusätzlich.
Beide Orthesen sind aus elastischem, komprimierendem Gestrick gefertigt und helfen allfällige, zurückgebliebene Schwellungen zu reduzieren und die Propriozeption (Lagewahrnehmung) des Knies zu verbessern.
Bandage für die Langzeitbehandlung
Nach erreichen der gewünschten Stabilität wird weiterhin eine Bandage getragen. Hier haben sich Bandagen wie die GenuTrain oder Stabilogen Eco bewährt. Die Bandagen verbessern die Propriozeption, wodurch das Risiko eines erneuten Unfalls reduziert wird. Zusätzlich werden durch die anregende Kompression Schmerzen gelindert und Schwellungen verdrängt. Bei Hochrisikosportarten ist ein Schoner mit Schienung empfehlenswert.
Bandage oder Schiene bei konservativer Therapie
Wird das Kreuzband nicht operiert, stehen physiotherapeutische Massnahmen im Vordergrund. Die Muskeln werden trainiet, Bewegungsabläufe geübt. Bleibt eine Instabilität zurück (giving way), so ist eine leichte Orthese mit Schienung angebracht. Erreicht das Gelenk trotz rupturiertem Kreuzband eine gute Stabilität, ist eine Kompressionsbandage ausreichen.
Empfehlung: Bandagen bei Kreuzbandriss
Weiterführende Informationen, Leitlinien und Quellen
- Leitlinien Unfallchirurgie © DGU Leitlinien Kommission Berlin 2018
AWMF-Nr. 012-005: Vordere Kreuzbandruptur