Bandagen & Orthesen

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Einteilung Bandagen
Aktuell

Überblick: Einteilung und Anwendungsgebiete

Der Bewegungsapparat ist zuständig für Bewegungen und Kraftübertragungen, welche unser tägliches Leben ermöglichen. Sobald es zu einer Dysfunktion kommt, greift der behandelnde Arzt auf Hilfsmittel wie Bandagen, Orthesen oder Schienen. Diese gehören in praktisch jedes Behandlungskonzept.

Die verschiedenen Hilfsmittelgruppen weisen unterschiedliche Merkmale hinsichtlich Konstruktion und Funktion auf, haben aber auch einige Gemeinsamkeiten.

  • Ein orthopädisches Hilfsmittel umschliesst ein Körperteil. Dabei kann es ein oder mehrere Gelenke umfassen.
  • Bandagen, Orthesen und Schienen haben stets direkten Körperkontakt, sie liegen eng an. So übertragen die Hilfsmittel Kräfte und wirken aktiv auf den Bewegungsapparat.

Sofort ersichtlich ist die direkte, mechanische Wirkung einer Bandage oder Orthese auf ein oder mehrere Gelenke, welche die motorische Funktion unterstützt. Die meisten orthopädischen Hilfsmittel haben jedoch weitere Funktionen, sogenannte sekundäre Effekte. Diese betreffen in erster Linie rheologische und nervale Abläufe. Dazu später mehr.

Nomenklatur von orthopädischen Hilfsmitteln

Feste Schalenorthese aus Kunsstoff
Feste Schalenorthese SecuTec® Genu

Für die Begriffe Bandagen, Orthesen und Schienen gibt es bis heute keine einheitliche Nomenklatur. Die Unterscheidung der verschiedenen Hilfsmittel ist daher oft nicht ganz einfach, da Eigenschaften klassenübergreifend sein können. Auch eine intensive Auseinandersetzung mit dem aktuellen Verzeichnis für orthopädische Hilfsmittel gibt nicht immer Aufschluss.

Aus diesem Grund werden die Gruppen nicht selten anhand Ihrer direkten Wirkung auf ein Gelenk oder eine Gelenksachse kategorisiert. So ist eine klare Trennung möglich, wie die Tabelle unten zeigt.

Die funktionellen Eigenschaften von Bandagen, Orthesen und Schienen entstehen aufgrund Konstruktions- und Materialunterschiede. Während für die Herstellung von Bandagen in erster Linie textile, elastische und stark verformbare Materialien eingesetzt werden, welche nur eine geringe Einschränkung auf die Bewegung haben, kommen bei Orthesen und Schienen feste Baustoffe, wie Aluminium, Kunsstoff oder auch Kohlefaser zum Einsatz.

Bei festen Orthesen spricht man gelegentlich auch von Exoskelett. Dieses nimmt Kräfte von der Umgebung oder von einem Körperteil auf und leitet diese an einen definierten Ort weiter.

 BandagenOrthesenSchienen
Beeinflussung der Bewegungsachse
  • Keine wesentliche Begrenzung oder Einschränkung der Bewegungsamplituden
  • Führung und Sicherung von Bewegungen
  • Selektive Begrenzung von Bewegungen oder Belastungen
  • Möglichst komplette Ruhigstellung eines Gelenks.
Therapieziel
  • Schnelle Mobilisation und Verbesserung des Heilungsverlaufs
  • Schmerzreduktion
  • Frühe Mobilisation und Verbesserung des Heilungsverlaufs.
  • Vermeiden von Immobilisationsschäden
  • Entlastung und Schutz vor bestimmten Strukturen.
  • Schmerzlinderung
  • Enlastung und Schutz, sowie Herstellung und Sichern einer gewünschten Position.
  • Schmerzlinderung.
Beispiele zur Veranschaulichung
  • Kompressionsbandagen für Sprunggelenk oder Knie.
  • Patellabandage.
  • Knieführungs-Orthese
  • Stabilisierungs-Orthese Sprunggelenk
  • Immobilisations-Schiene Knie, Sprunggelenkschiene

Bandagen: Wirkungsweise und Therapieziele

Der Grund für das Tragen einer Bandage kann vielfältig sein, meist stehen jedoch folgende drei Behandlungsziele im Fokus:

  • möglichst frühzeitige Mobilisation, um eine Chronifizierung zu verhindern
  • Reduktion oder Vermeidung von Immobilisationsschäden durch Ruhigstellung,
  • Schmerzlinderung.

Eine Reihe an verschiedenen Faktoren ist für die Wirkung der Bandage auf den Bewegungsapparat verantwortlich. Neben der direkten, mechanischen Wirkung, welche offensichtlich ist, spielen auch indirekte Mechanismen eine Rolle. Die folgende Tabelle veranschaulicht die verschiedenen Wirkungsebenen von Bandagen.

Direkte Wirkung (mechanisch)Wirkung auf das Gewebe und GefässeWirkung auf Nerven
  • Stabilisierung
  • Entlastung
  • Führung
  • Fixierung oder Korrektur eines Gelenks
  • Rheologische Wirkung
  • Beeinflussung von Ödem- und Hämatombildung, Abbau
  • Friktion und Massage
  • Temperatureinflüsse
  • Bessere Wahrnehmung durch Aktivierung der Rezeptoren (Propriozeption) ->Stabilisierung
  • Schmerzlinderung

Entlastende Wirkung der Bandage

Das Grundprinzip in der Behandlung von geschädigten oder überbeanspruchten Gelenken ist die Entlastung von gereizten Strukturen. Werden die wirkenden Kräfte auf eine Orthese oder Schiene übertragen, so spricht man von direkter Entlastung. Dem gegenüber stehen indirekte Mechanismen, welche auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen:

  • Mechanische Begrenzung der Bewegung,
  • Umverteilung der Last (innerhalb des Bewegunsapparats),
  • Gezielte Führung einer Bewegung,
  • Reduktion des Muskeltonus,
  • Ruhigstellung.

Die Kompression als Grundprinzip von Bandagen

Die meisten Bandagen nutzen die Wirkung von Kompression auf das Gewebe. Je nach Kompressionsstärke, erstreckt sich die Wirkung bis in tief gelegene Strukturen des Gelenks, wie Gefässe oder Nerven.

Leider gibt es bis heute keine einheitliche Klassifizierung der Kompressionsstärke bei Bandagen, wie wir es von medizinischen Kompressionsstrümpfen kennen. Je nach Bandagentyp und Anwenungsort liegt der Druck zwischen 20 und 30 mm Quecksilber.

Die folgende Tabelle erläutert die Bedeutung der Kompression für die Wirkung von Bandagen.

EigenschaftWirkmechanismus und Funktion
Druckerhöhung im GewebeSchwellungen (Ödeme) aber auch Blutergüsse (Hämatome) werden schneller abgebaut. Die Neuentstehung von Schwellungen kann reduziert oder verhindert werden.
Rheologische WirkungDie Haut, aber auch darunter gelegene Strukturen werden besser Versorgt (arteriell). Die Flussgeschwindigkeit in Lymph- und Venengefässen wird erhöht.
Wirkung auf die Wahrnehmung (Propriozeption)Durch den intensiven Hautkontakt wird die Lagewahrnehmung verbessert, die Rückmeldung bei Fehlbewegungen verstärkt.
Gelenk-GedächtnisDurch das enge Anliegen und die Rückstellkraft der Bandage wird der Patient an die korrekte Haltung und Führung erinnert. Bewegungsmuster können an- und abtrainiert werden.
Träger für ZusätzeEine Kompressionsbandage liegt wie eine zweite Haut auf und dient damit oft als Träger für Pelotten oder Schienen.

Pelotten ermöglichen die gezielte Druckapplikation

Kniebandage mit elastischer Pelotte

Die Kompressionskraft hängt neben Materialeigenschaften, dem Dehnungsgrad und der Grösse auch wesentlich von der Form des umschlossenen Gelenks oder Körperteil ab. Je weiter die Region über die Hautoberfläche herausragt und je kleiner der Radius der Vorwölbung, desto grösser der Druck. Wird z.B. Eine Rundstrickbandage ums Knie gelegt, so gibt es Spitzendruckwerte über der Kniescheibe und über dem Wadenbeinköpfchen.

Im Gegensatz hierzu werden nach innen gewölbte Körperteile nicht ausreichend mit Kompression versorgt. Bei der Versorgung mit Bandagen, gilt es diese Druckgradienten gezielt auszugleichen oder zu korrigieren. Hierfür werden Pelotten verwendet.

Pelotten sind Polster, welche häufig aus Schaumstoff oder Silikon gefertigt und in die Bandage integriert sind. Je nach Form und Anordnung kommt die Wirkung zustande.

  • Liegt die Pelotte in einer Körpervertiefung, so wirkt sie lokal druckerhöhend.
  • Über Körpervorsprüngen sorgt das Polster für eine Druckentlastung.
  • Das weiche Material wirkt stimulierend und massierend (Friktionspelotte)
  • Mit Pelotten können auf den Körper wirkende Kräfte gezielt übertragen werden.

Die Wirkung von Bandagen auf Schwellungen (Ödeme)

Medizinische Kompressionsbandagen haben einen ausreichenden Druck, um auch tiefer gelegene Strukturen zu erreichen. Sowohl Bildung, wie auch Um- und Abbau von Ödemen und Hämatomen können massgeblich beeinflusst werden. Zu den Ursachen für Schwellungen gehören neben System- und Gefässerkrankungen auch lokale Ursachen, wie Zerrungen, Prellungen oder Dystorsionen. Äussere Krafteinwirkungen können zur Zerstörung von Gefässen und Zellen führen, welche eine Schwellung, respektive zu einem Hämatom hervorrufen. Es strömt vermehrt Flüssigkeit in den Zwischenzellraum (Insterstitium). Die Kompression der Bandage wirkt dem Flüssigkeitseinstrom durch Erhöhung des Drucks entgegen und begünstigt den Rückstrom in die Kapillaren.

Einfluss auf Blut- und Lymphgefässe

Die rheologische Wirkung von Kompression gehört zur Grundlage jeder Kompressionstherapie. Bei einer Bandage wird versucht, einen homogenen Druck über einer Gelenkregion aufzubauen, ohne dass dabei ein Kompressionsfenster entsteht. Insbesondere Weichteile sollen wirksam und wenn möglich intermittierend komprimiert werden (Wechsel zwischen Ruhe- und Arbeitsdruck), um den Abbau von Schwellungen zu beschleunigen.

Schmerzlinderung mit Bandagen

Als Grundlegende Zielsetzung eines orthopädischen Hilfsmittels gilt die Schmerzreduktion. Dies trifft sowohl für Bandagen, wie auch für Orthesen und Schienen zu. Bei Schmerzen werden oft Schonhaltungen eingenommen, welche z.T. Zu irreversiblen Schäden führen. Eine schmerzlindernde Bandage ermöglicht eine frühe Mobilisation und wirkt der Chronifizierung entgegen.

Die schmerzlindernde Wirkung von Kompressionsbandagen ist primär auf die Ödembeinflussung zurückzuführen. Einerseits wird der Spannungsschmerz reduziert, andererseits werden entzündliche Prozesse gehemmt. Neben der Kompression sind folgende Faktoren für die Schmerzreduzierung zu nennen:

  • Temperatureinwirkung, Wärme, Kälte
  • Entlastung von gereizten Stellen,
  • Bewegungsbegrenzung und -führung,
  • Ruhigstellung.

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